Flamberg – Der Stand der Dinge

In unserer Pressemitteilung vom 30. November haben wir mitgeteilt, dass die Identitäre Bewegung nicht mehr Teil des Hausprojektes „AK16“ ist. Unser Aktivist Till aus Halle hat nun ein paar persönliche Gedanken zum Thema verfasst.

Flamberg – Der Stand der Dinge

„Aktivismus bedeutet vor allem Druck. Druck, den man ausüben muß auf die Akupressurpunkte der Öffentlichkeit, Druck, den man verteilen kann auf verschiedene Schultern, der aber auch auf jedem Einzelnen lastet und so auf den Ohren liegt, daß die Dinge erst mal durch ihn durch müssen, bevor sie bei einem ankommen. Der Druck schweißt zusammen; wer ihm nicht gewachsen ist, platzt ab. Bei anderen ist irgendwann die Luft raus, das kann mal schnell gehen und mal schleichend. Egal was man tut: Dieses Grundrauschen wird man nicht mehr los.“

Vor zwei Jahren schrieb ich diese Worte in meinem Artikel „Kontrakultur –Schlaglichter“, sie haben an Aktualität nichts eingebüßt. Im Gegenteil: Sie sind relevanter denn je, denn in den vergangenen Wochen haben wir in Halle Hand an die Ventile gelegt. Wir haben, um der Metapher zu folgen, eine große Schaufel Glut aus dem Brennofen geholt, damit der Kessel uns nicht um die Ohren fliegt: Seit dem 1. Oktober ist die Identitäre Bewegung im Haus in der Adam-Kuckhoff-Straße nicht mehr aktiv, das Mietverhältnis ist aufgelöst, wir sind ausgezogen. Mitte November räumte auch unsere Ortsgruppe endgültig die Räumlichkeiten im Erdgeschoss.

Damit erleidet das Leuchtturmprojekt AK16 den ersten richtigen, echten Rückschlag und ja, ich habe schon Dinge geschrieben, die mir leichter gefallen sind. Um ehrlich zu sein, so viele Worte möchte ich dazu gar nicht verlieren.

Es gab und gibt zwei Brenngläser in deren Fokus die AK16 liegt: Das eine – eigentlich eine kleine Kinderlupe in Händen, die viel zu zittrig sind, als dass sie die Linse lang genug an einem Ort festhalten könnten, um das Licht wirksam zu bündeln – sind jene Antifa-Bündnisse, die es im Verlauf ihrer Aktivitäten zwar schafften lästig zu werden, aber über 50 Angriffen zum Trotz keinen ernsthaften Schaden anzurichten.

Das andere hingegen waren die wachsamen Beamtengläser auf der Nase von Hansgeorg Maaßen mit dessen Abschied als VS-Präsident zwar kein Anstieg harter Repression (Ankaufversuche und V-Mann-Ansprachen, Hausdurchsuchungen und Verhaftungen, etc.) einherging, wohl aber ein neues Kapitel in der Anwendung der von Martin Sellner ausführlich beschriebenen Zersetzungsstrategien einsetzte.

Vorläufiger Höhepunkt dieser Entwicklung war die VS-Einstufung der IB als „tatsächliche rechtsextremistische Bestrebung“ – nicht mehr als eine medienwirksame Pressemitteilung, die analog zum x-seitigen Prüfbericht über die AfD inhaltlich gehaltlos war und rein auf die abschreckende Wirkung des objektifizierenden Beamtendeutsches setzte, welches die Bundesbürger mehr fürchten als den Ausfall der Sportschau.

„Tatsächlich rechtsextremistisch“ klingt übel und nochmal böser als das Attribut „rechtsextremistisch“ mit welchem wir uns vorher hatten kategorisieren lassen müssen, obgleich die Frage offen bleibt, was denn einen Rechtsextremismus ausmachen soll, der nicht „tatsächlich“ ist. Einen Vorgeschmack auf das was uns durch diese PR-Maßnahme erwartete, lieferte bereits der Auszug des Landtagsabgeordneten Tillschneider (AfD), der aus Rücksicht auf seine parlamentarischen und parteilichen Verantwortlichkeiten sein Büro in der AK16 kündigen musste.

Innerhalb kurzer Zeit war nämlich aus dem patriotischen Leuchtturmprojekt „AK16“ ein„Identitären-
Haus“ geworden. Das war es nicht, zumindest nicht im ursprünglichen Konzept, und das ist es auch unabhängig von unserem Auszug bis heute nicht. Aber dadurch, dass unsere Aktivitäten im Erdgeschoss im Hinblick auf die mediale Betrachtung des Hauses die lautesten waren, trat die fleißige Arbeit, die jede Woche in der von Ein Pronzent, IfS, Jungeuropa-Verlag und antaios genutzten Büro-Etage geleistet wurde, für das Gesamtprofil des Projekts in den Hintergrund. Jede Regung unserer örtlichen Aktivistenmannschaft wurde hingegen sofort darauf betastet, inwiefern man sie gegen die anderen Akteure der Mosaikrechten in Stellung bringen könne.

Der Schutz dieser anderen Akteure, die im paraparlamentarischen Fahrwasser der AfD für die Seitenwinde der staatlichen Repression ungleich anfälliger sind als unsere aktivistische Bewegung, die mit diesen Vorgängen in jedem Fall kalkuliert, war es, der uns nach langen Beratungen und Gesprächen schließlich zu der Entscheidung brachte „dem Haus“ den Rücken zu kehren und Platz zu machen für Ein Prozent, IfS, antaios und Co.

„Not yet,Kameraden. Not yet.“ mit diesem Satz verabschiedeten wir uns von unseren Unterstützern und Freunden am 16.11. in der Bar, die wir fast auf den Tag genau zwei Jahre zuvor eröffnet hatten. Es war ein rascher Abschied ohne viel Sentimentalität oder Groll, wie das eben so ist, wenn etwas gemacht werden muss.

Das ganze Wochenende über hatten wir mit Aktivisten aus ganz Deutschland und Österreich bereits die Lager- und Büroräume ausgeräumt, nun war nur noch die Bar übriggeblieben von deren Wänden wir unsere Fotos und Fahnen nahmen um sie an die Orte zu tragen, an denen unsere Arbeit weitergeht.

Den großen Bartresen haben wir dort gelassen. Vielleicht wird er genutzt werden durch die Studenten, die weiterhin im Haus wohnen und wohl auch in Zukunft ihre Freunde und Kommilitonen dorthin einladen werden. Obgleich die IB und damit auch unsere Ortsgruppe ein wichtiger Bestandteil des Großprojektes „AK16“ war, haben wir es mit diesem Abschied zuversichtlich aus den Händen gegeben.

Uns bleibt –zum Glück –die Erkenntnis, dass der beständige und treue Kern unserer Unterstützerschaft aus „Kontrakultur“-Zeiten in den vergangenen zwei „Flamberg“-Jahren vielfältigen, reichhaltigen und gärigen Zuwachs erhalten hat. Zuwachs, der uns, kaum, dass unser Auszug aus dem Haus beschlossene Sache war, bereits mit neuen Ideen versorgte und nun, genau wie wir, mit Neugier und Zuversicht in das kommende Jahr blickt.

Aus diesem Grund beende ich diesen Artikel auch in eigener Sache: Wenn Sie, werte Leser, im Raum Halle (Saale) oder Umgebung Räume haben,die Sie unserer Ortsgruppe zur Verfügung stellen können, oder jemanden kennen, auf den das zutrifft, zögern Sie nicht, Kontakt aufzunehmen. Unsere „Jungschen“ werden es Ihnen danken; eine Übergangsunterkunft ist zwar bereits in Aussicht, aber der aktivistische Nachwuchs brennt darauf, sich etwas neues, etwas eigenes aufzubauen.

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