Der Bevölkerungsaustausch (3) – Multikulti schafft Misstrauen

Multikulturelle Gesellschaften sind Misstrauensgesellschaften. Es bilden sich anonymisierte Sozialräume die Distanz und Skepsis hervorrufen und unter denen sich ein ethnisches Konfliktpotential aufbaut.

Die jüngsten Ausschreitungen in Frankreich zeigen, dass die europäischen Völker auf einem Pulverfass sitzen. Ethnisch motivierte Konflikte und Gewalteskalationen sind Ausdruck einer sozialen Fragmentierung und Entsolidarisierung. Sie stehen sinnbildlich für den Zerfall der normativen Ordnungssysteme und der öffentlichen Sicherheit. Im Zuge der Krawalle in den französischen Banlieues versuchte sich insbesondere die deutsche Presselandschaft in den klassischen materialistischen Erklärungsmustern. Der Verweis auf die Banlieues als soziale Brennpunkte soll die ethnischen Ebenen dieser Krawalle überdecken und das Problem somit verallgemeinern und aus seinen kontextuellen Ursachen ausklammern.

Schuld an den Ausschreitungen seien demnach nicht die arabischen und afrikanischen Jugendgangs, sondern vor allem ein dysfunktionaler Sozialstaat, der zu wenig Geldmittel in die Stadtviertel transferiert, sowie eine vermeintlich rassistische Mehrheitsgesellschaft, die ihre Privilegien gegenüber den Fremden verteidigen will.

Die Probleme innerhalb ethnisch fragmentierter Regionen liegen jedoch nicht nur in der falschen Verteilung staatlicher Finanzen. Eine Vielzahl von Studien belegt, dass multiethnische und multikulturelle Gesellschaften schon im Kern weniger Solidarität und soziales Vertrauen aufweisen als jene mit einer relativ ethnisch-homogenen Demographie. Der amerikanische Soziologe untersuchte in zahlreichen Forschungsarbeiten den Zusammenhang zwischen ethnisch-kultureller Diversität und dem allgemeinen Vertrauen. Putnam, der sich selbst als Liberaler versteht, kam dabei auf für sich teilweise verblüffende Einsichten. Egal in welcher Region Putnam seine Studien durchführte wurde klar, dass multikulturelle Gesellschaften zumeist auch Misstrauensgesellschaften sind. Umso stärker die ethnische Diversität ausgeprägt ist umso stärker sinkt zugleich der Vertrauensindex. Von der Länderebene bis hin zum Vergleich von ethnisch-relativ-homogenen bis diversen Stadtgebieten konnte auch in vielen Nachfolgestudien dieser lineare Zusammenhang nachgewiesen werden. Putnam sprach in einem Interview von einer Art Schildkrötenmentalität der Menschen in ethnisch- und kulturell fragmentierten Gesellschaften. Sie ziehen sich zurück und meiden soziale Interaktionen und Kontakte wie Nachbarschaftsnetzwerke, Vereinsengagement und ehrenamtliche Arbeit.

Der Migrationsforscher Maurice Crul konnte in seinem großen Forschungsprojekt „Becoming a Minority“ nachweisen, dass die Menschen in Städten in denen die vormals weiße Mehrheitsgesellschaft bereits zur ethnischen Minorität geworden ist, die Autochthonen kaum soziale Kontakt zu den fremden Zugezogenen pflegen. Grundsätzlich geben sie in Befragungen zwar an, dass sie der multikulturellen Gesellschaft und ethnischer Vielfalt offen gegenüberstehen. Im Privaten und im Alltag unterhalten sie jedoch kaum freundschaftliche Netzwerke und Beziehungen zu anderen ethnischen Gruppen. Hier zeigt sich, dass sich die Propagandaphrasen der Lautsprecher der multikulturellen Gesellschaft schnell in die Köpfe brennen, aber das natürlich-intuitive Empfinden dann doch eher durch Befremden und Misstrauen geprägt ist.

„Die meisten Menschen ohne Migrationshintergrund in diesen Vierteln empfanden kulturelle Vielfalt als bereichernd. Gleichzeitig zeigte sich, dass sie kaum Freunde mit Migrationshintergrund hatten. Interessanterweise war diese Tendenz in keiner Stadt so ausgeprägt wie in Hamburg. Es gab dort zwar mehr Menschen, die Vielfalt als Bereicherung empfanden, und die auch positiver über den Islam dachten. Der Anteil von interethnischen Freundschaften und Partnerschaften war jedoch so gering wie in keiner anderen Stadt, die wir untersucht haben.“ (Maurice Crul – Migrations forscher)

Dieser Befund wurde schon vor einigen Jahren von dem bekannten Ethologen und Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt festgestellt. Soziale Alltagsinteraktionen- und Kooperationen erfordern immer auch gesellschaftliche Vertrauensvorschüsse, die auf gemeinsame normative und moralische Wertvorstellungen, Sitten, Gepflogenheiten, Traditionen und Geschichte aufbauen.

Es gibt diese schöne Idee, daß Immigranten ihre Kultur behalten und sich als deutsche Türken oder deutsche Nigerianer fühlen sollen, weil das unsere Kultur bereichert. Das ist sehr naiv. In Krisenzeiten hat man dann Solidargemeinschaften, die ihre Eigeninteressen vertreten und um begrenzte Ressourcen wie Sozialleistungen, Wohnungen oder Arbeitsplätze konkurrieren. Das stört natürlich den inneren Frieden. Die Algerier in Frankreich etwa bekennen sich nicht, Franzosen zu sein, die sagen: Wir sind Moslems. (Irenäus Eibl-Eibesfeldt)

Eibl-Eibesfeldt stellte auch fest, dass die Xenophobie, also die Scheu und Angst vor Fremdheit bereits im menschlichen Instinktprogramm installiert ist. Heute wird „Xenophobie“ gerne als politischer Kampfbegriff ins Feld geführt, dabei gehört die Skepsis gegenüber dem Fremden zu einem natürlichen Reflex, der bereits in frühevolutionären Entwicklungsstadien des Menschen zum Ausdruck kommt. In Eibl-Eibesfeldt Schrift „Wider der Mißtrauensgesellschaft“ wird schließlich anhand der Verhaltensforschung und Evolutionsbiologie klar skizziert, dass die urbanen Großstadtgesellschaften mit ihren ethnisch-diversen Ausprägung zu einer kollektiv-mentalen Stressbelastung werden.

„Wenn man sich dafür engagiert, daß größere Gruppen von Einwanderern ihre eigene Kultur behalten und damit eigene Solidargesellschaften bilden, wie das bei Teilen der türkischen Bevölkerung der Fall ist, die ganze Stadtviertel einheitlich bewohnen, kommt es in Krisenzeiten zu Spannungen. Denken wir etwa an die Konkurrenz um begrenzte Ressourcen wie Wohnungen, Sozialleistungen, Arbeitsplätze. Daher befürworte ich Immigration nur, wenn sie mit Assimilation einhergeht. Wir sind mit 230 Einwohnern pro Quadratkilometer ein übervölkertes Land.“ (Irenäus Eibl-Eibesfeldt)

Der „White Flight“

Durch den anhaltenden Migrationsdruck kommt es nicht nur zu inneren Rückzügen in das Private. Die Stadtsoziologie in den USA beschäftigt sich bereits seit längerem mit dem Phänomen des sogenannten „White Flight“ (weißer Flucht). Demnach kann in vielen Städten, in denen die ethnischen Mehrheitsverhältnisse kippen, das Phänomen beobachtet werden, dass die weiße Bevölkerung sich in die vorstädtischen Peripherien zurückzieht und dort das soziale Zusammenleben neu organisieren. Empirische Studien weisen nach, dass bei Erreichen von kritischen Schwellenwerten schwarzer Bevölkerungsteile in den amerikanischen Städten, sich die Prozesse des Wegzugs der weißen Gruppen zusätzlich beschleunigen und gar Domino-Effekte entstehen, sodass selbst Alteingesessene in den Stadtgebieten in die Vorstädte drangen. Das Beispiel der britischen Stadt Birmingham zeigt deutlich, wie mit einer zunehmenden Ansiedlung von Migranten und nicht-weißen Gruppen vor allem im innenstädtischen Raum eine weiße Fluchtbewegung an die Stadtränder stattfindet.

Die Lebensrealität in multikulturellen Gesellschaften muss von klar von den Propagandafloskeln ihrer politischen Fürsprecher getrennt werden. Es ist nicht das vielfältige Miteinander im gemeinsamen „Karneval der Kulturen“. Es gibt natürliche Verhaltensweisen und Instinkte bei denen die Folgen der Masseneinwanderung in konkreten räumlichen Lebenskontexten zu Stress, Misstrauen und Distanz und einer Überstrapazierung des sozialen Vertrauenskapitals führen. Die Solidaritätsbereitschaft sinkt und die Menschen ziehen sich in die Anonymität zurück.

Oder um es mit dem bekannten Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit zu sagen: „Die multikulturelle Gesellschaft ist hart, schnell, grausam und wenig solidarisch“

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