Krieg in Europa

Es ist Krieg in Europa und unsere Generation steht wieder einmal ratlos vor einem Phänomen der menschlichen Zivilisationsgeschichte, welches zumindest im wohligen Mitteleuropa lediglich nur über die mediale Vermittlung von Bildern und Videos nahbar wird.

Wo in den letzten Tagen junge russische Soldaten mit schwerem militärischem Gerät das ukrainische Territorium betraten und gleichzeitig junge Ukrainer ohne militärische Ausbildung zu Waffen greifen, blicken wir mit Erstaunen aber auch Unbehagen auf die Entwicklungen im Ukraine-Russland Konflikt. Auch wenn sich der Anlass des Krieges auf die geopolitischen Interessenlagen in der Ukraine beschränkt, so dürfte es seit Ende des Kalten Krieges keine derart angespannte Situation für die gesamte Welt gegeben haben. Gedankenspiele eines dritten Weltkrieges sind immer noch unwahrscheinlich, aber eben auch nicht mehr völlig realitätsfremde Apokalyptikerszenarien.

Wir wollen an dieser Stelle für keine Seite Partei ergreifen. Zu verworren und vielschichtig sind die Motive und Interessenlagen in diesem Konflikt. Die unterkomplexe westliche Dualität von einem Russland als imperialen Aggressor und den Ukrainern als Kämpfer für den „freien Westen“ ist uns zuwider. Es ist eine Hilfskrücke mit der das westliche Establishment den moralischen Bekenntniszwang noch intensiver und repressiver praktizieren kann. Und die Rigorosität der Gut vs. Böse Darstellung zeigt Wirkung. Wer auf der falschen Seite steht oder nicht bereit ist, sich zu bekennen und lieber schweigt, muss mit der totalen Vernichtung seiner sozialen Existenz rechnen.

In den letzten Tagen häuften sich bereits die Meldungen von Diskriminierungen gegen Russen in Deutschland und Europa. Die EU und der Westen haben ein wahrscheinlich einmaliges Sanktionspaket gegen Russland beschlossen, welches nicht nur Folgen für die russischen Eliten haben dürfte, sondern auch die normale Bevölkerung trifft. Große wirtschaftliche Weltkonzerne, Sportverbände, Digitalplattformen und Veranstalter von Kulturevents haben Russland jetzt vollständig isoliert. Um diese Eskalation der Ausgrenzung zu verurteilen, muss man kein Russland- oder Putin-Freund sein. Es ist die gleiche Logik, mit der in den letzten Jahren Ungeimpfte zu Menschen zweiter Klasse wurden, Patrioten zu Staatsfeinden erklärt werden oder Weiße für die historischen und globalen Ungerechtigkeiten verantwortlich sein sollen. Struktur und Muster sind immer die gleichen.
Dieser Krieg in der Ukraine ist auch eine Offenbarung des Westens, die sich weit über die reine militärische Konfrontation erstreckt. Der Westen dürfte sein Afghanistan Trauma im August 2021 noch nicht vollständig verarbeitet haben. Schon dort musste man sich eingestehen, dass Krieg eben nicht nur LGBTQ-Didaktik, Schulen-Aufbau und Demokratieexport bedeutet. Der Krieg ist immer etwas Grausames und Schmerzhaftes. Er produziert Heldengeschichten und Tragödien gleichermaßen.

Es ist verständlich, dass der Westen eine aktive Kriegsbeteiligung in der Ukraine bisher vermeidet. Russland ist eine Atommacht und jeder Funke könnte am Ende das Pulverfass zum Explodieren bringen. Gleichzeitig zeigen aber auch die ganzen gratismutigen Solidaritätsorgien, das Verlangen von moralischen Bekenntnissen und Haltungen eine lauwarme westliche Bequemlichkeit, die im kriegerischen Säbelrasseln zwar laut ist, aber ihren Krieg mit Russland längst mit modernen hybriden Techniken führt. Die ganzen Influencer, Promis und Kulturschaffenden flüchten sich in pazifistische Allgemeinplätze und übertrumpfen sich mit einem Kalenderspruch nach dem anderen. Es sind leere Worte, die Kampf, Konflikt und Krieg als Ordnungssysteme völlig aus dem Bewusstsein verbannt haben und vom heimischen Sofa, ins Smartphone eingetippt, nur noch als heuchlerisch bezeichnet werden können.

Das neue multipolare Gleichgewicht
In der bekannten Dichotomie der Macht- und Herrschaftstechniken von Hard-Power und Soft-Power spielt Russland jetzt vor allem seine Trumpfkarte als militärische Großmacht aus. Der Westen dominiert hingegen mit seiner kulturellen und ökonomischen Dominanz. Schaut man sich die Liste an westlichen Unternehmen an, die sich jetzt aus dem russischen Markt zurückziehen, so könnte man den Eindruck gewinnen, dass Russland für den Einmarsch in die Ukraine einen zu hohen Preis bezahlen wird. Doch wir wissen bereits seit längerem, dass der Westen das letzte Kapitel vom „Ende der Geschichte“ (Fukuyama) noch nicht geschrieben hat und Akteure wie Russland, China, Brasilien oder der Iran bereit sind noch zahlreiche Zwischenkapitel einzufügen. Diese Allianz eines Antiblocks zur Dominanz des US-Imperiums gewann in den letzten Jahren deutlich an Einfluss. Sowohl Russland als auch China verfolgen eine ambitionierte Agenda zur Ausdehnung ihrer politischen, kulturellen und ökonomischen Einflusssphären. Der Konflikt um die Ukraine könnte nur der erste Präzedenzfall dafür sein, wo dem Westen bewusst wird, dass auch andere Länder geostrategische Interessen und Ziele verfolgen, unabhängig davon ob diese Ziele dem eigenen moralischen Paradigma entsprechen oder nicht. Wer die Konflikte im 21. Jahrhundert verstehen will ist gut beraten sich dem Phrasennebel der ständigen moralischen Erregung zu entziehen.

Welche Lehren und was für ein Fazit können wir als Identitäre aus diesem Konflikt ziehen?

1. Das unipolare Zeitalter der US-Hegemonie ist tot. Und nach der Ukraine Krise möglicherweise mausetot. Die neuen geopolitischen Achsen und Machtblöcke werden selbstbewusster und entschlossener auftreten und eine Gegenerzählung zum liberalen Westimperium etablieren.

2. Geopolitik heißt Interessenpolitik. Man kann sich natürlich auf einen bequemen pazifistischen Standpunkt zurückziehen und sich ein Weltreich des globalen Friedens und Weltbürgertum herbeisehnen. Mit der Realität hat dies jedoch wenig zu tun. Das bedeutet jedoch auch, dass es keinen externen Heilsbringer geben wird, der eines Tages die Völker Europas befreien wird und ihnen den Bedingungsrahmen für den Erhalt ihrer ethnokulturellen Identität schafft. Unsere Krisen müssen wir selbst lösen!

3. Europas Völker werden ihren Selbstbehauptungswillen nur als einheitlicher Block souveräner Nationalstaaten mit gemeinsamen Sicherheitsinteressen wiedererlangen. Wir sind weder US-Marionette noch Kreml Sprachrohr. Hierbei gilt es auch sich einen multidimensionalen Blick zu bewahren. Die größte Bedrohung für die Stabilität und Existenz der europäischen Völker ist vom Mittelmeer aus kommend und heißt „Die Migrationswaffe“! Die Interessen in Kiew und im Donbass sind nicht unsere Interessen. Der Westen zieht seine Bürger jedoch ohne ausreichendes demokratisches Mandat in diese hinein.

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