Die Abkehr von ausgetretenen Wegen II

von Redaktion

Ein geringer Teil unserer Bewegung stammt aus dem politischen Umfeld des Nationalen Widerstandes (NW), diese Mitglieder haben sich allerdings kompromisslos vom NW und dem Nationalsozialismus (NS) losgesagt. Die Möglichkeiten, sich für seine Heimat zu engagieren (zumindest scheinbar), waren lange Zeit auf Strukturen beschränkt, deren Grenzen zum politischen Extremismus sehr schwammig sind. Der impulsive, jugendliche Tatendrang und die noch nicht vorhandene politische Reife führen sehr viele Jugendliche mit guten Bestrebungen in die Reihen des NW. So auch mich als Verfasser dieses Artikels. Ich kann also sagen, dass ich nicht als außenstehender Beobachter diesen Text verfasse, sondern aus meinen eigenen Erfahrungen und als Ergebnis einer weltanschaulichen Findungsphase, die leider gut 9 Jahre andauerte. Ich war also lange Zeit im NW aktiv und kann von vielen Schlüsselerlebnissen und einer Reflektion dieser Zeit, sowie einer intensiven Beschäftigung mit der NS-Ideologie ausgehend diesen Artikel schreiben. Die Entwicklung, die ich durchlebte, hat jedes Mitglied unserer Gemeinschaft, das ursprünglich aus demselben politischen Spektrum stammt, so oder so ähnlich ebenfalls erlebt.

Die Identitäre Bewegung mit ihren Sympathisanten und Freunden besteht aus Jugendlichen, die sich in ihrer Vergangenheit verschiedenen politischen Strömungen angeschlossen hatten, oder gänzlich unpolitisch waren, die sich nun aber im Konsens unserer Grundsätze und durch die Überwindungen ihrer Fehltritte zusammenfinden. Alle Mitglieder haben Probleme und Unstimmigkeiten erkannt, Fehler eingestanden und sind ihrem Gewissen gefolgt. So haben sie mit der Gemeinschaft und der identitären Weltsicht eine neue politische Heimat gefunden.

Der Text “Die Abkehr von ausgetretenen Wegen I” war bereits eine grundsätzliche (grobe) Kritik am Nationalen Widerstand und auch am Nationalsozialismus. Dieser Artikel erhob nie den Anspruch auf Vollständigkeit und soll hier ergänzt werden. Spätestens bei dieser Fortsetzung muss deutlich werden, dass unseren Ansichten eine kritische Auseinandersetzung mit allen veralteten Ideologien des 20. Jahrhunderts und eine weltanschauliche Distanz zu diesen zugrunde liegen. Der Kampf für den Erhalt unserer ethnokulturellen Identität braucht die nationalsozialistische Ideologie nicht. Sie ist sogar äußerst hinderlich und gegensätzlich zu unseren Zielen, wie hier beschreiben werden soll.

 

Nationalsozialismus im geschichtlichen Kontext sehen

Unsere Ablehnung des NS basiert jedoch nicht auf der Dämonisierung des gesamten Deutschen Volkes zur Zeit der 12 Jahre der nationalsozialistischen Regierungszeit. Wir wollen keine auf Emotionen und Zuspruch gerichtete Schuldzuweisung betreiben, wie sie üblich ist, um sich heute einen moralischen Vorteil zu verschaffen, oder um ein absolutes Böses zu erzeugen, gegen das man Stellung bezieht, um sich so den Anschein des absolut Guten zu erschleichen. Wir brauchen daher auch keine Tränen- und Zeigefinger-Argumentation, die gebetsmühlenartig Leid, Verbrechen und Tod in die Diskussion führt, um heuchlerisch Empathie zu erzeugen, die eigene fundierte Argumentation ersetzen soll. Der Schrecken und die Toten auf allen Seiten werden so nur benutzt und die Ereignisse können aus einer ideologisch immer wieder aufgeladenen Sicht nie zur Geschichte werden. Sie können also nie historisiert werden. Wir lehnen die Ideologien und die Kriegsführung der Siegermächte des 2. Weltkrieges sowie die gewollte Geschichtsschreibung ab, werden aber ebenso wenig den Nationalsozialismus glorifizieren und auch nicht relativieren. Wir sehen die Geburt des Nationalsozialismus im geschichtlichen Kontext seines historischen Moments und stellen fest, dass es damals nicht gelungen ist, eine durchdachte und zugleich massenfähige Antwort auf den Liberalismus und den Kommunismus zu finden. Auch gerade deswegen lassen wir den NS in seinem historischen Moment und berufen uns nicht auf ihn.

Der NW sieht sich allerdings in einer direkten Tradition zum NS und kann so die über 80 Jahre alte Ideologie und die mit ihr in Zusammenhang stehende Geschichte nicht objektiv beurteilen. Ebenso wie der heutige Liberalismus, der in unmittelbarer ideologischer Verbindung zu den Siegermächten des Westens steht. Wir haben es also mit entgegensetzten Arten der Politisierung und Instrumentalisierung der Geschichte zu tun. Oder treffender ausgedrückt, mit einer ritualisierten Erinnerung; einem Nicht-Vergehen-Lassen der Vergangenheit, ohne objektive Distanz, sich immer mit einer Seite identifizierend. Diese überemotionale Erinnerung verhindert die Kontextualisierung und Historisierung der Vergangenheit und hat die historische Wahrheit nicht nötig, sie steht einer Aussöhnung entgegen und kann die Geschichte nicht ersetzen. Denn wie Alain de Benoist bemerkte: “Die Vergangenheit muss vergehen, nicht, um in Vergessenheit zu geraten, sondern, um ihren Platz in dem einzigen Kontext zu finden, der ihr zukommt: in der Geschichte. Nur eine historisierte Vergangenheit kann nämlich die Gegenwart angemessen “informieren”, während eine ständig aktuell gehaltene Vergangenheit nur Quelle von voreingenommenen Polemiken und Missverständnissen sein kann.”

Eine Revision der Geschichtsschreibung aus einer ideologischen Erinnerung muss möglich sein, darf aber nicht instrumentalisiert werden. Doch im NW ist genau dies gängige Praxis. So wird die Geschichte immer wieder durch politische Botschaften gewollt in einen politischen Diskurs gezerrt, z.B. durch Parteiveranstaltungen und Kranzniederlegungen, die mit einer politischen Aussage filmisch festgehalten und später veröffentlicht werden, sowie mit Trauermärschen, die von dazugehörigen Transparenten und Parolen begleitet werden oder auf viele andere Arten.

 

Gewalt und (Pseudo-)Revolution

Die Entstehungsgeschichte des Nationalsozialismus und der Weg bis zur Machtergreifung Hitlers waren von heftigen Auseinandersetzungen mit dem politischen Gegner geprägt. Im NW ist der Mythos der Sturmtruppen der SA ungebrochen, trotz des blutigen Endes ihrer Führer innerhalb der eigenen Ideologie-Geschichte. Fast die Hälfte der Jahre seines Bestehens befand sich das NS-Regime im Krieg. Gerade von diesem Krieg geht für den NW die größte Faszination aus. Soldatentum war maßgebend in allen Lebensbereichen, der Nationalsozialismus war unbestreitbar militaristisch. Diese Eigenschaft sitzt im Habitus fest, so wurde aus dem Militarismus des NS eine überzogene Militanz im Auftreten des NW. Die Demonstrationen und Kundgebungen sind martialisch inszeniert und das Auftreten der Teilnehmer entsprechend aggressiv. Für den NW ist es sehr wichtig “Stärke und Präsens zu zeigen”, meist beschränkt sich die Öffentlichkeitsarbeit dann auch darauf. Stärke wirkt attraktiv und Präsenz zu zeigen ist wichtig, doch dem NW geht es hauptsächlich darum, das eigene Geltungsbedürfnis zu befriedigen. Die von der Polizei begleiteten Selbstinszenierungen wirken für die eigentlichen Adressaten dann doch eher grotesk. Eine gedrückte Stimmung, schwarz gekleidete Autonome oder subkulturelle Teilnehmer, sowie gebrüllte, oft zynische oder flache Parolen; all das transportiert eben keine lebensbejahende Botschaft, sondern schreckt ab. Die Märsche werden dann trotzdem immer als Erfolg verbucht. Die oft weit ab von den Demonstrationen stattfindenden „Straßenfeste“ der Gegenseite gehen dabei nicht in die Rechnung ein. Obwohl der politische Erfolg dieser Partys gegen „Rechts“ größer sein dürfte als die Strahlkraft der Demonstrationen des NW. Hier wird also mit großem Aufwand nichts als Zeit und Geld verschwendet.

Eine unbestreitbare Gewaltaffinität, die im NW mit Organisationen wie C18 sogar zum Liebäugeln mit Terrorismus geführt hat, ist nichts anderes als eine gefährliche Schwäche und Ausdruck der politischen Verzweiflung. Alle relevanten Auseinandersetzungen sind heute geistig-metapolitischer Natur und werden nicht physisch auf der Straße ausgetragen. Jeder, der sich also weigert auf diesem (vor)politischen Schlachtfeld anzutreten, ist quasi im übertragenen Sinne Pazifist und verwehrt sich den zermürbenden Anstrengungen, die es für den Erfolg auf sich zu nehmen gilt. Man nimmt sich mit der Flucht in die Schlägereien und Spielereien mit Antifa und Polizei nur die Handlungsfähigkeit. Oft bedeutet der temporäre und situationsgebundene Machtrausch, den eine siegreiche Konfrontation auf der Straße den einzelnen Beteiligten verschafft, gerade für die gesamte Bewegung eine verstärkte realpolitische Machtlosigkeit, da diese Zusammenstöße medial ausgeschlachtet und immer auf die Bewegung zurückgeführt werden.

Natürlich gehört zur Stärkung des Geistes auch die des Körpers und es ist nicht zu bestreiten, dass man sich im Leben immer wieder behaupten muss. Aus der Vielseitigkeit und Eigenständigkeit der Menschen entstehen Spannungen und Auseinandersetzungen, die zum Leben dazugehören. Das Wesen der Menschen ist kooperativ aber eben auch konfliktiv und man kann keines der beiden Merkmale zugunsten des anderen ausschalten. Herausforderungen lassen jedes Leben intensiver werden und sich ihnen zu stellen und sie zu bestehen, bereichert unser Leben ungemein. Gerade junge Männer haben ein natürliches Bedürfnis zum Kräftemessen und dieses Bedürfnis ist gesund und ein Zeichen einer starken und selbstbewussten Persönlichkeit. Die vorhandene Impulsivkraft und die Risikobereitschaft kann jedoch beispielsweise durch den Kampfsport wirkungsvoller eingesetzt werden als bei Straßenkämpfen und Schlägereien. Wir als Identitäre stellen der angestrebten gewaltsamen Revolution des NW eine geistig-kulturelle Revolution gegenüber und suchen die Konfrontation da, wo sie wirkliches Handeln bedeutet.

 

Sprachvarietät der Szene-Rhetorik

Auch die Rhetorik des NW orientiert sich an Schlagworten des NS. Die Sprache unterliegt aber heute mehr als jemals zuvor einer gewissen Dynamik und Veränderung, egal was man davon hält. Das soll nicht heißen, dass nun Anglizismen verwendet werden sollen, sondern dass man auf bestimmte, immer stärker als solche auftretende, Reizwörter verzichten muss, um nicht an den möglichen Interessenten vorbeizureden. Für die “Kammeraden” im NW sind es “Aufmärsche” (wie für die Medien auch) statt Demonstrationen, alles Schlechte ist “entartet”, ständig ist von “Blut und Rasse” die Rede und “Rassismus” ist im NW ein positiver Begriff – hauptsächlich aber deshalb, weil er meist anders verstanden wird, als im allgemeinen Sprachgebrauch. Man arbeitet gerne mit diesen Reizwörtern und bemerkt nicht, wie man seine eigene Argumentation so schon im Voraus zum Scheitern verurteilt. Wenn vielleicht auch unbewusst, löst der NW schon durch seine Sprachvarietät eher Emotionen und Antipathie aus und macht den Gesprächspartner so für Argumente unzugänglich.

 

Rassismus und falscher Ethnopluralismus

Der wichtigste Grund für unsere Ablehnung des NS und auch für den Misserfolg des NW bei der Masse der Deutschen ist, wie im ersten Teil des Artikels bereits erwähnt, der Rassismus. Von Houston Stewart Chamberlains “Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts” über Alfred Rosenbergs “Der Mythos der 20. Jahrhunderts” bis Hitlers “Mein Kampf” erstreckt sich im Grundsatz des NS eine ariosophische und rassistische Lehre vom höchsten arischen Kulturstifter als einzig perfekten Menschen. Alle andern nicht arischen Völker stellen nur eine Bedrohung für seine Reinheit dar und werden im Zuge einer Hierarchisierung als bloß kulturtragende oder gar kulturvernichtende Völker unter den kulturstiftenden Herrenmenschen gestellt. Diese Lehre fand in ihren esoterischen Auswüchsen bei Personen wie Himmler und Wiligut ihren abstrusen Höhepunkt. Sie wurde und wird von 1933 bis heute mit Sicherheit nicht von allen Nationalsozialisten erkannt und vertreten, wird aber immer wieder vom ideologischen Kern in die weniger ideologisierten Reihen dringen.

Selbst wenn die Ideologie des NS partikularistisch ist, hat sie durch ihre universale Interpretation – also durch die Hierarchisierung der Völker – einen universalistischen Geltungsanspruch und einen stark kulturimperialistischen Ansatz. Diese Ideologie reduziert den Menschen allein auf den biologischen Aspekt. Das andere Extrem wäre der Multikulturalismus, der das Kulturelle vollkommen von der ethnischen Voraussetzung lossagt, aus der die Kultur gewachsen ist. Multikulturalismus spricht der Herkunft allen Wert ab, wohingegen der Nationalsozialismus alles in ihr erkennen will. Eine Position mit mehr Augenmaß, wie sie die Identitären mit dem Ethnopluralismus vertreten, ist also längst überfällig und mit der im Grundsatz falschen Schwerpunktsetzung im NS nicht möglich.

Zum Ethnopluralismus: Es handelt sich nur so lange um diese Weltsicht, wie man wirklich keine Kultur im Vergleich zu einer anderen auf eine höhere Stufe stellt. Es ist nicht ausreichend, jeder Kultur (vermeintlich) ihren Raum zuzusprechen und sich trotzdem zur Krönung der Schöpfung/Entwicklung zu erklären. Es muss klar sein, dass es keinen für alle gültigen Maßstab gibt. Achtsam wird die Vielfalt als Wert an sich angesehen und nicht ein Maßstab aus den vermeintlichen Vorzügen eines Volkes zur Wertung aller auf jeweils andere Völker angewandt.

Wer sich als höherentwickelt sieht, wird aus dieser Überlegenheit als logische Folge einen Anspruch stellen, der das Fremde nur so lange akzeptieren kann – von Respekt unter Gleichwertigen kann nicht die Rede sein -, wie das die Unterentwicklung repräsentierende Fremde nicht in einem Konflikt zu einem selbst als Höherentwicklung steht. Und der Konflikt kann sich schon aus einer Situation ergeben, in der man das Eingreifen als fortschrittlicherer Part als eine Art Entwicklungshilfe betrachtet. Oder wenn man seinen herausragenden Status nicht anerkannt sieht, was schnell passiert. Auch das Verständnis unter den Völkern ist dann gestört. Ein dialogischer Austausch ist nicht möglich, da der höherentwickelte Mensch vom unterentwickelten wohl kaum etwas von Wert zu erwarten hat.

Es ist natürlich, sein eigenes Volk als das für sich Beste zu sehen und es ist gesund und gut für die Gemeinschaft, sich sehr positiv auf die gemeinsame Herkunft zu beziehen und das ist auch legitim. Jedes Volk braucht, um bestehen zu können, die fortwährende ethnische Voraussetzung, aus der sich das Volk erneuern und dabei es selbst bleiben kann. Nur durch eine gemeinsame Herkunft kann man auch von einer gemeinsamen Geschichte ausgehen. Die Identität eines Volkes ist nicht starr, braucht aber um nicht vollkommen in der Ambivalenz des Allgemeinen unterzugehen die ethnische Kontinuität, an der sie anknüpft, um sich entwickeln zu können. Aus einer befangenen, persönlichen Bevorzugung des eigenen Volkes darf aber keine ideologische Botschaft mit universalem Geltungsanspruch entstehen. Man darf nie vergessen, wie subjektiv und voreingenommen diese eigenen Einschätzungen sind. Dass es sich also nur um ein Verhältnis zum eigenen Volk handelt und dass man Fremden gleiches Recht für einen gesunden Bezug zu ihrem Volk einräumt.

Der NS kann z. B. durch einzelne Zitate ethnopluralistisch wirken, er hat aber unbestreitbar viele nicht-ethnopluralistische Einflüsse. Man könnte jetzt sagen er ist beides, doch das eine negiert das andere: Dem Ethnopluralismus liegt die Erkenntnis der Eigenarten = Unterschiede der Völker zugrunde, von der er mit Achtsamkeit in die Welt der Vielfalt sieht und diese als solche und aufgrund dieser Vielfalt schätzt. Der Rassismus geht einen fatalen Schritt weiter und beginnt zu vergleichen und Maßstäbe zu suchen und dann zu hierarchisieren und stellt am Ende das Gegenteil der Achtsamkeit des Ethnopluralismus dar. Er braucht die Vielfalt auch nur noch, um ein Vergleichsfeld für seine Hierarchisierung zu haben. Beide Ansichten zu vereinen, ist nicht möglich! Der Rassismus kann Ethnopluralisten unter sich dulden, ohne dabei an Schlagkraft und Aussage zu verlieren, da die Natur des Ethnopluralismus eine verharrende, passive, beobachtende ist und die des Rassismus eine mobilisierende, aktive, agierende Ideologie. Der Rassismus stellt nämlich einen Anspruch, dem es Geltung zu verschaffen gilt, er erdenkt eine Ordnung und unterwirft die Welt seiner Interpretation, wogegen der Ethnopluralismus die Welt nimmt, wie sie ist. Weitergedacht kann der Ethnopluralismus keine Rassisten unter sich dulden, ohne die Gefahr, vom Rassismus verdrängt zu werden.

Im NW wird Rassismus von grundsätzlich ethnopluralistisch veranlagten Anhängern oft als “über das Ziel hinausschießen” relativiert, was im gesamten aus der Bewegung aber eine rassistische macht. So wird sie dann auch von jedem echten Ethnopluralisten und natürlich erst recht von den Egalitären, aber auch von den Unschlüssigen wahrgenommen. Es kann keine Symbiose geben, die nicht zum Rassismus wird. Für einen Ethnopluralisten gibt es also nichts Gefährlicheres als Rassismus und dementsprechend sensibel muss er auf Rassisten reagieren!

 

Nationalsozialismus verpackt im Naturgesetz-Dogma

Kritiker des NS werden oft mit dem Argument abgefrühstückt, dass der NS auf einer Naturgesetzmäßigkeit beruht. Dieses Argument ist ein Versuch, den sozialdarwinistischen Grundsatz der Ideologie zu rechtfertigen. Der Rassechauvinismus soll zu einer natürlichen Sache erklärt werden und gleichzeitig hat der NS eine Begründung für seine weiter oben bereits beschriebene Auffassung des blutigen Kampfes als Mutter aller Dinge. Alain de Benoist schreibt: “Wenn die Aggressivität zweifelsohne an der schöpferischen Tätigkeit und der Dynamik des Lebens beteiligt ist, hat auch die Evolution beim Menschen das Zutage treten kooperativer (altruistischer) Verhaltensweisen gefördert, die sich nicht immer im einzigen Bereich seiner genetischen Verwandtschaft äußert. Zum anderen konnten sich die großen historischen Werke und Entwürfe nur dadurch dauerhaft festsetzen, dass sie eine Harmonie schufen, die auf der Anerkennung gemeinsamer Güter, der Wechselbeziehung von Rechten und Pflichten, der gegenseitigen Hilfe und des Teilens gegründet war.” Vor dem Hintergrund des Menschen als gleichermaßen konfliktives wie kooperatives Wesen stellt Alain de Benoist ebenfalls fest, dass die Versuche sozialdarwinistisch zu argumentieren oder eine konfliktlose Gesellschaft zu fordern gleichermaßen falsch sind: “Der friedliebende Glaube an die Möglichkeit, innerhalb einer versöhnten und transparenten Gesellschaft die Konflikte verschwinden zu lassen hat ebenso wenig Gültigkeit, wie die liberalistische, rassistische oder sozialdarwinistische Anschauung, die auf übermäßigen Wettbewerb gründet und das Leben zu einem ständigen Krieg zwischen den Menschen oder den Gruppen macht.”

Der Mensch als Teil und Produkt der Natur kann sich niemals von ihr lossagen. Er tut Gutes daran, respektvoll und aufmerksam in die Natur zu schauen und sich als Teil von ihr zu begreifen. Es kann aber keine Verhaltensnorm aus der Natur gewonnen werden. Schon bei der Interpretation der komplexen Vorgänge in der Natur stoßen wir auf Schwierigkeiten. Aus der Natur ließe sich auch viel Verwerfliches von Kindsmord bis Inzest rechtfertigen. In einer ähnlichen Weise wie der NS könnte man auch argumentieren, dass unsere Anfälligkeit für den Liberalismus eine natürliche Schwäche ist, durch die wir der Selektion eben zum Opfer fallen werden. Letzten Endes unterscheidet sich der Mensch vom Tier auch gerade dadurch, dass er durch seinen Verstand nicht vollkommen dem Instinkt unterworfen ist. Darin liegt offensichtlich sowohl Chance wie auch Gefahr für uns selbst. Die Behauptung, der NS sei eine Art Naturgesetz, ist im Grunde nichts anders als anmaßend. Diese Argumentation zielt darauf ab aus der Ideologie eine zu Ende gedachte und naturgewollte Wahrheit zu machen, deren Entdeckung die wichtigste Errungenschaft unseres Volkes darstellen soll. Wer diese Ideologie so zu der größten Erkenntnis der Deutschen erklärt, beleidigt jeden Deutschen. Natürlich ist die Behauptung “Alle Menschen sind gleich” unwissenschaftlich, aber aus der Erkenntnis der Andersartigkeit der Völker eine Anderswertigkeit zu machen, ist ein gefährlicher Fehlschluss und kein Naturgesetz!

 

Der Totalitarismus

Das Totalitäre kennzeichnet schon die frühen Entwicklungsphasen des NS. Ein Hinweis für seine von Beginn an totalitäre Ausrichtung ist die kompromisslose Unterdrückung eines inneren Diskurses und die Zensur jeder abweichenden Meinung. In diesem Zusammenhang ist wohl auch die Entwicklung abtrünniger Vertreter des NS, speziell der SA, bis hin zur angestrebten zweiten Revolution zu sehen. Diese wurde dann 1934 im Zuge des sogenannten Röhm-Putsch schon im Voraus auf blutige Weise verhindert und gleichzeitig auch viele unbeteiligte, aber unliebsame Kritiker beseitigt. Die unzähligen Verbote der NSDAP sollten bekannt sein und es hat schon etwas Heuchlerisches, wenn sich Aktivisten des NW heute über Repressionen und Zensur beklagen. Auch Vertreter der deutschen Konservativen Revolution wurden vom NS-Regime mit Zensur und Berufsverboten belegt und teilweise verhaftet und ermordet. Es brauchte also nicht mal eine volksfeindliche Ausrichtung, um ins Visier des NS zu geraten und auch wir als Identitäre wären mit unserer Arbeit wohl im KZ gelandet.

Während die klassische Gewaltherrschaft sich damit begnügt, Meinungsäußerungen zu kontrollieren, will der Totalitarismus auch die Seelen besitzen. Dies ist eine der Eigenschaften, die ihn in die Nähe der religiösen Systeme bringt. Hitler kompensiert dabei den Gott während “Mein Kampf”, seine Botschaft, die religiöse Schrift ist und die Juden ersetzen den Teufel. Der Messianismus und Missionarismus bleibt, sowie der Glaube, die Menschen an ein abgeschlossenes Ende der Geschichte zu führen und ihnen ein endgültig vollendetes „Tausendjähriges Reich“ zu geben. Die Vorstellung von einem absolut Guten und einem totalen Bösen, lässt kein Dazwischen zu. Wer sich nicht zum Guten (Hitler oder eben Gott) bekennt, gehört zum Bösen, also zum unmenschlichen und ist daraus folgernd auch kein richtiger Mensch oder eben „Untermensch“. Gerade hier zeigt sich die Gefahr des Etatismus des NS. Der hitlerische Personenkult drang mit der Deutschen Arbeitsfront (DAF), dem Bund Deutscher Mädel (BDM), der Hitler-Jugend (HJ), der NS-Frauenschaft (NSF) und anderen Organisationen in alle Lebensbereiche. So wurden die Deutschen geradezu dressiert und zu unmündigen und fanatischen Anhängern der Ideologie. Das gesamte Volk wurde dabei auf Hitler reduziert, indem dieser halbgottartig das Reich repräsentierte und als einzelne Person mit dem gesamten Volk gleichwertig erklärt wurde. (In der Propaganda z.B. mit dem Rudolf Heß-Ausspruch “Hitler ist Deutschland”.)

 

Das gestörte Verhältnis zu Europa

Die Identitären vertreten die Ansicht einer wertmäßig kausalen Bedeutung von Region, Nation und Europa. Der NS-Staat war eher zentralistisch, also antiregionalistisch strukturiert. Oberste Maxime war der Nationalismus in einem “Deutschland über alles”-Sinne. Heute ist das Schicksal der europäischen Völker mehr denn je ein gemeinsames. Bei allen Bestrebungen des NW, mit anderen europäischen Nationalisten zusammen zu arbeiten, ist der Nationalsozialismus vom Wesen eher separatistisch und hinderlich bei der Findung einer gemeinsamen europäischen Identität. Immer wird die deutsche Sonderstellung herausgearbeitet und ständig stolpert der NW über seinen Revanchismus und veraltete Ressentiments und Feindbilder. Eine europäische Sicht ist für den Erfolg in einer Zeit, in der sich alles politisch Relevante nur noch auf europäischer Ebene abspielt, jedoch unverzichtbar. Es gilt der EU mit einem Gegenentwurf eines echten Europas der Vaterländer und Regionen die Stirn zu bieten.

 

Die große Krisenhoffnung in der gesellschaftlichen Isolation

Der Nationalsozialismus fand 1933 durch eine Krisensituation in der Weimarer Republik an die Macht. Massenarbeitslosigkeit, Hyperinflation und Werksschließungen ermöglichten erst Hitlers Machtergreifung. Auch der moderne NW sehnt eine größere Krise geradezu herbei. Sie wird erwartungsvoll heraufbeschworen und am “Tag-X” soll sich dann alles ändern. Dem eigenen Volk wird Armut und Elend gewünscht, weil es ansonsten „zu blöd“ sei, um den NS als das anzuerkennen, was er für den NW bedeutet. Mit der Annahme eines zeitnahen Zusammenbruchs der Wirtschaft und der daraus folgenden Sensibilisierung der Deutschen für die Notwendigkeit fundamentaler Veränderungen, sowie der Spekulation darauf, dass man als NW dann als Alternative wahrgenommen wird, sind in diesem Gedankengang allerdings sehr viele Variablen. Man hat sich bis zu dieser Krise mit der Rolle des ewigen Belagerers (Götz Kubitschek) abgefunden und leistet in erster Linie nur noch nostalgischen Ehrendienst für ein sterbendes Volk.

Fest im gesellschaftlichen Getto nimmt der NW sich nur selbst noch ernst und wird sicher nie von einer breiten Masse als Alternative wahrgenommen werden. Dass wie ein Zauberspruch herbeigewünschte “Eindringen in die Mitte der Gesellschaft” ist mit einem Habitus, der sich aus dem NS ableitet, nicht möglich. Jeder vermeintliche Erfolg in diese Richtung ist selbst eingeredet oder Panikmache der Medien. Dem NW ist es zwar bewusst, dass die Medien künstliche Bedrohungen schaffen, er fühlt sich aber paradoxerweise trotzdem bestätigt, wenn über ihn als Bedrohung berichtet wird. Verbote werden in diesem Sinne als Angst und Ohnmacht des Staates umgedeutet und sollen dann darauf hinweisen, wie nah man doch vor der Machtübernahme steht. Die grundsätzlich einwanderungskritischen Ansichten der Deutschen werden oft als Früchte der eigenen Arbeit fehlinterpretiert, ohne sich zu fragen, warum man bei so viel “Zuspruch” politisch vollkommen bedeutungslos bleibt. Der NW ist nur noch Schreckgespenst in der Ablenkung-Inszenierung der Medien und Auffangbecken für das Potential jugendlichen Idealismus, der dann vermengt mit veralteten und extremistischen Ansichten entschärft wird.

 

Fazit aus den Erkenntnissen

Es waren Einsichten wie die hier beschriebenen, die mich von einem NWler zu einem Identitären werden ließen. Die Aussteiger in der IB wollten nicht länger für eine Bewegung einstehen, bei der sie ständig beide Augen zudrücken mussten. Einem Ausstieg gingen Versuche voraus, undogmatische Ansätze im NW zu verankern, was nicht möglich war und jetzt schon lange nicht mehr in unserem Interesse ist. Jeder NWler macht früher oder später die Erfahrung, dass ein augenscheinlich linientreuer Mitstreiter die Bewegung plötzlich verlässt. Der Grund für die hohe Fluktuationsrate wird in der Regel auf eine Charakterschwäche der Aussteiger geschoben, sollte aber stattdessen besser in der Bewegung selbst gesucht werden. Wenn wir uns mit NW-nahen Aktivisten nur auf einen Meinungskonsens einigen können, der auf deren unvollständigen Verständnis der Kernideologie beruht, ist das keine ehrliche Grundlage für eine Gemeinschaft.

Der NS ist es nicht wert, ihn zu modernisieren oder ihn wiederzubeleben. Wir sind nicht länger Teil des Kadavers einer toten Ideologie. Wir wollen aus der uns zugedachten Rolle ausbrechen und jedes Trauma hinter uns lassen. Wir lassen nicht zu, dass unsere lebensbejahende Botschaft durch einen aus tragischen Aggressionen und Wut geladenen Habitus entstellt wird, der uns zwingt, die Vergangenheit wie eine Geistererscheinung vor uns herzutreiben und sie so als Politikum in einen Diskurs tragen zu müssen, indem wir über sie keine Deutungshoheit haben. Selbstbewusst schreiten wir voran und halten uns nicht länger auf politischen Nebenschauplätzen und bei weltanschaulichen Grabenkämpfen auf. Wir lassen unsere Aussagen nicht in Rechtfertigungs-Diskussionen untergehen und zerreiben. Wir sagen klar, was und wer wir sind und was nicht! Uns beschäftigt weniger das, was getan worden ist, sondern das, was getan werden muss. Wir akzeptieren keinen Spielraum für Hassbotschaften, von denen wir zu viele gehört haben und gehen keinen gemeinsamen Weg mit Zynikern und Misanthropen, von denen wir zu viele gesehen haben, weil wir das nicht nötig haben. Befreit von alten Dogmen und Einschränkungen, die uns den klaren Blick vernebelten, sind wir jetzt den Aufgaben gewachsen, die wir uns selbst gestellt haben. Für ein freies Europa!

Weiterlesen: Die Abkehr von ausgetretenen Wegen III

Dieser Beitrag erschien zuerst 2014 auf dem Blog www.identitas-gemeinschaft.info, welcher mittlerweile nicht mehr existiert.

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